13.08.2021 - Regentropfen trifft Regenschirm       

In den vergangenen Tagen und Wochen verlassen wir unser Haus nur selten, ohne zuvor noch zu prüfen, ob der Regenschirm auch ganz sicher eingepackt ist. Die fast täglichen Tiefdruckgebiete bringen vielerorts Regen und daher macht es absolut Sinn, einen Schirm oder eine Regenjacke dabei zu haben, um im Falle des nächsten Wolkenbruchs gewappnet zu sein.

Ganz bestimmt mit derselben Präventivmassnahme geht auch das ältere Ehepaar, ich nenne sie mal die Huber's, am Sonntag aus dem Haus, um im Wald ein paar Schritte zu spazieren. Selber sehr durchnässt nähere ich mich Huber's von hinten, sehe Frau Huber mit geöffnetem Schirm rund 10 Meter vor ihrem Mann, der seinen Schirm zusammengeklappt in der rechten Hand hin- und herschwingt. Tatsächlich hat der Regen vor einigen Minuten der scheuen Sonne etwas Platz gegeben. Ja, offenbar ist die Sonne noch nicht bei Frau Huber angekommen, wohl gedanklich völlig abgelenkt geht sie immer noch davon aus, dass es auf den Schirm prasselt.
Diese Begebenheit ist uns allen bestimmt schon mehrmals selber passiert. Gedanklich in einer anderen Welt realisieren wir gar nicht, was sich genau jetzt und hier abspielt. Und damit schweife ich gerade selber ab und verliere den roten Faden. Und ja dieses Abschweifen bringt mich gleich wieder auf neue Ideen.

Zurück zum Schirm, denn darum soll es sich heute drehen. Egal in welcher Form, egal in welcher Farbe und egal in welchem Werbedesign, der Schirm dient uns primär, nicht verregnet zu werden. Notfalls kann er bei schönem Wetter auch als Sonnenschirm verwendet werden. Beide Verwendungsarten können uns sehr dienlich sein, denn wer kommt schon gerne klitschnass zum langersehnten Bewerbungsgespräch? Oder bist du erfreut, nach einem Tag am Strand mit zündroter Stirn am Buffet des All-Inclusive Hotels Schlange zu stehen? Drum ja, den Schirmen all unser Dank für ihre Existenz.

Nur, tragen wir nicht sehr oft auch virtuelle Schirme mit uns herum? Schirme, die es verhindern, mal den einen oder anderen Regentropfen in Form von konstruktiver Kritik, einem wohlwollenden Feedback oder einem positiven Ratschlag auf uns fallen zu lassen. Kennst du es auch, dass du dich zu sehr auf dich selber fokussiert und von aussen nichts reinlässt, was dich vielleicht sogar weiterbringen könnte? Der Schirm könnte auch die Form von Scheuklappen haben. Im Gegenzug strampeln wir halt auch durchs Leben, sollten wir den schützenden Schirm zu Hause vergessen haben, indem wir alles ungefiltert in uns reinlassen. Fremde Meinungen, andere Überzeugungen und notfalls sogar Medienberichte erreichen dadurch die Region zwischen unseren beiden Ohren, nisten sich dort ein und lenken dadurch stetig unsere Gedanken und schlussendlich sogar unsere Handlungen.

Es darf also bewusst darüber gedacht werden, wann und wie wir unsere virtuellen Regenschirme aufspannen, gegen welche äusseren Einflüsse wir uns schützen wollen und wann wir den Schirm gut und gerne zur Seite legen dürfen, um uns vom Aussen positiv beeinflussen zu lassen.