30.07.2021 - Was gestern war, ist heute nicht mehr       

Vor Wochenfrist verabrede ich mich mit meiner Schwester bei bestem Wetter zu einer tollen Wanderung auf dem Toggenburger Höhenweg mit Start in Wildhaus. In diesem bekannten Ort verbringen wir vor mehreren Jahrzehnten unsere ersten Skiferien, zaubern immer ansehnlichere Schwünge in den Schnee und absolvieren jährlich die Skischule. Jedes Jahr im Januar sind wir dankbar, dass wir mit unseren Eltern eine Woche fernab vom Zuhause hier verbringen und es uns vor und nach dem Skifahren in der Pension gut ergehen lassen dürfen.

Nicht umgeben vom Schnee, der für mich das Inbild von Wildhaus darstellt, sondern inmitten von grünen und saftigen Wiesen und umgeben von einem imposanten schneefreien Bergpanorama mit dem Säntis im Norden und den Churfirsten im Süden, startet unsere Wanderung hinauf zum Oberdorf. Wo uns früher die Skis den Hang hinunter brettern lassen, führt heute ein Wanderweg den Berg hinauf. Vieles ist anders geworden. Die alte Sesselbahn mit den legendären Holzsitzen ist längst einer moderneren Bauweise gewichen, das Restaurant Oberdorf ist durch einen Neubau ersetzt der Skilift auf die Freienalp ist durch eine Sesselbahn besser zugänglich gemacht worden. Vielen kreativ und vorausdenkenden Köpfen ist es zu verdanken, dass sich auch Wildhaus der Zeit angepasst hat. Und doch ist der Charme dieses kleinen Winter- und Wanderorts geblieben. Wir setzen weiter den einen Fuss vor den anderen, schöne Kindheitserinnerungen fliegen uns im Minutentakt durch unsere Köpfe, auch wenn wir die Region heute aus einer ganz anderen Perspektive wahrnehmen.

Wildhaus ist keine Ausnahme, wenn es darum geht, sich der Zeit anzupassen und Veränderungen vorzunehmen. In sehr vielen Bereichen erleben wir es tagtäglich, wie sich die Welt um uns herum ändert. Was gestern noch war, ist heute nicht mehr. Das Tempo der Veränderungen nimmt stetig zu und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Viele Menschen beschleicht dabei ein Gefühl der Ohnmacht. Vielleicht ist gerade dies der lähmende Hintergrund, dass man sich geschlagen gibt und sich dem zuwendet, was schon immer gut war und vermeintlich auch gut sein soll in der Zukunft. Sich dabei in der Komfortzone einzulullen, ist oftmals eine Strategie, um mit der Resignation umzugehen. Ob diese Masche die Menschheit weiterbringt, wage ich ganz offen zu bezweifeln. Ganz bestimmt sind da Gedanken und Meinungen, welche auch inskünftig OK sein mögen, doch es darf sich auch die Frage gestellt werden, in welchen Bereichen wir uns (ja wir alle, du und ich) ändern dürfen. In meinen Augen ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt, dass auch du dir kritische Fragen stellen magst, ob deine Haltungen, Glaubenssätze und Werte noch immer gültig sind und du mit voller Überzeugung dahinterstehen kannst. Oder bist du der Meinung, dass das, was du vor vielen Jahren einmal in dein Hirn eingetrichtert oder du auch unbewusst aufgesogen hast, immer noch voll und ganz deinem Wesen entspricht und dich ausmacht?

Ja, "die Zeiten ändern sich", ein Wörterkonstrukt, welches auch du ganz sicher manchmal in den Mund nimmst. Doch wie so oft haben solche Wortfloskeln keine weiterführenden Gedanken, geschweige denn Aktionen. Um einen kleinen Impuls zu starten, dürfen wir uns die Frage stellen, welchen Einfluss für uns persönlich diese Floskel hinsichtlich der eigenen Veränderung hat:
"Die Zeiten ändern sich und ich verändere……"